Kulturplattform #2 in Hülben

Welche Kultur braucht der ländliche Raum? Und was braucht Kultur im ländlichen Raum? An welchen Kriterien kann gute Kulturarbeit im ländlichen Raum gemessen werden und welche Rahmenbedingungen sind nötig, damit Kulturinstitutionen und Kulturakteure vor Ort lebendige Kulturangebote für und mit den Menschen umsetzen können?

Im Rahmen der Kulturplattform #2 am 16. September 2017 in Hülben wurden diese Fragen in vier Fachforen öffentlich diskutiert. Unter den über 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren Kulturakteure, Vereine und Verbände, Bürgerinnen und Bürger, Bürgermeister sowie Vertreter aus Verwaltung und Politik. An den Forendiskussionen beteiligten sich namhafte Vertreter der regionalen Kultureinrichtungen und Landesverbände, darunter Johannes Freyer, Präsident von Jeunesses Musicales Deutschland, Naemi Zoe Keuler, Präsidentin des Landesverbandes Amateurtheater Baden-Württemberg, Jan Merk, Präsident des Museumsverbandes Baden-Württemberg, und Clemens Ottnad, Geschäftsführer des Künstlerbundes Baden-Württemberg.

In den verschiedenen Foren wurde betont, wie vielfältig die Kulturarbeit und deren Aufgaben im ländlichen Raum sind. Dementsprechend könne nicht zwischen guter und schlechter Kulturarbeit entschieden werden. Besonders fatal sei es, gute Kulturarbeit im ländlichen Raum an den Merkmalen städtischer Kulturangebote zu messen, da zukunftsweisende und nachhaltige Kulturarbeit nur auf der Grundlage der vorhandenen Lebensbedingungen entstehen kann. Vielmehr sollte danach gefragt werden, ob die vorhandenen Angebote zur gesellschaftlichen Entwicklung vor Ort beitragen und mit ihnen Zusammenhalt, Austausch und Innovation gefördert werden können. Um sich diesem Anspruch zu stellen, müssten aber auch die Rahmenbedingungen für Kulturschaffende im ländlichen Raum verbessert werden. Neben einer besseren finanziellen Unterstützung wurden weitere Gelingensbedingungen genannt, darunter das Engagement zentraler Personen vor Ort, der Rückhalt durch den Ortsvorsteher oder wichtige Multiplikatoren sowie das Bewusstsein für gute Kulturarbeit und Beratung bei Förderanträgen oder neuen Projekten.

Im Nachgang der Foren diskutierten Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Klaus Pavel, Landrat des Ostalbkreises und Projektträger, Thomas Reumann, Landrat des Landkreises Reutlingen, sowie Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, die Fragen, auf welche politischen Besonderheiten die Kulturförderung in ländlichen Regionen und kleineren Städten reagieren muss und welche kulturpolitischen Instrumente greifen, um die Kulturarbeit im ländlichen Raum langfristig zu unterstützen.

Auch die Kulturwerkstätten, die sich in der „Lernenden Kulturregion Schwäbische Alb“ engagieren, brachten ihre Erfahrungen ein. Die Opernfestspiele Heidenheim, das Landestheater Tübingen, das Theater Lindenhof in Melchingen, das Federseemuseum Bad Buchau und die inter!m – Kulturhandlungen mit dem Museum Villa Rot in Burgrieden gaben Beispiele für innovative Kulturprojekte, die sie in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen des TRAFO-Programms entwickelt haben. Sie verdeutlichten, wie Kultureinrichtungen in die Fläche wirken können, um mehr Menschen im ländlichen Raum mit Kunst und Kultur zu erreichen: Durch Theaterprojekte mit der Dorfbevölkerung, Erzählcafés, die musikalische Förderung von Kindern und Jugendlichen, durch archäologische Vermittlungsprojekte oder performative und mediale Gemeinschaftsproduktionen.

 

Zum Hintergrund

„Lernende Kulturregion Schwäbische Alb“ heißt das Projekt, das von der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Programms „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“ von 2016 bis 2020 gefördert wird und die Gebiete vierer LEADER-Aktionsgruppen umfasst. Damit ist die LAG-Oberschwaben neben dem Mittleren Oberschwaben, der Jagst - sowie der Brenzregion Teil der Modellregion. Im Fokus stehen Kultureinrichtungen, die sich noch mehr für die Menschen und Themen im ländlichen Raum öffnen, neue Formate ausprobieren und ihre Arbeitsweisen weiterentwickeln.

Das Projekt „Lernende Kulturregion Schwäbische Alb“ wird gefördert in „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg. Kultureinrichtungen außerhalb von Metropolen werden in ihrer Weiterentwicklung unterstützt. In enger Kooperation mit den Akteuren vor Ort werden Antworten gesucht, wie ein attraktives Kulturangebot in ländlichen und strukturschwachen Regionen in Zukunft aussehen und organisiert werden kann. Seit 2016 wurden und bis 2020 werden deutschlandweit sechs Projekte in den Modellregionen Oderbruch, Südniedersachsen, Saarpfalz und Schwäbische Alb gefördert. Die dort bestehenden Theater und Museen, Bibliotheken, Musikschulen und Volkshochschulen zeigen, welche Potenziale in der Veränderung liegen.

Die zwei Mal im Jahr stattfindende Kulturplattform richtet sich an Politik, Verwaltung und Kulturakteure in der Modellregion und darüber hinaus. Sie dient zur Information, zum Austausch und zur Gewinnung von Multiplikatoren. Zugleich ist sie Mittel der Reflexion und Evaluation. Die nächste Kulturplattform findet im Februar 2018 Landestheater Tübingen statt.

Weitere Informationen finden Sie hier:

LEADER-Oberschwaben als Teil der Lernenden Kulturregion Schwäbische Alb LINK

Lernende Kulturregion Schwäbische Alb LINK

TRAFO - Modelle für Kultur im Wandel LINK

Kulturplattform #1 LINK

 

Presseansprechpartnerin und Projektleiterin der Lernenden Kulturregion ist:

Judith Bildhauer

Telefon 07361 503-1247

Mobil 0175 297 1967

Email judith.bildhauer@ostalbkreis.de