Ehemaliger Bierkeller wird zum Fledermaus-Winterquartier

Keller im Außenbereich seit 1870

Die Gemeinde Leibertingen ist als Heuberggemeinde im Naturpark Obere Donau zu verorten. Im Ortsteil Thalheim befindet sich ein alter Gewölbekeller, der „Bierkeller Thalheim“. Dieser stammt auf dem 19. Jahrhundert, genau aus dem Jahr 1870. Seit vielen Jahren wird dieser Keller nicht mehr genutzt. Vor rund 20 Jahren ist witterungsbedingt der Eingangsbereich eingestürzt. Daraufhin wurde der Eingang provisorisch mit einer Betonröhre gesichert, damit auch die Luftzirkulation gewährleistet
bleibt.
Seit 1999 kontrolliert der Arbeitskreis Fledermäuse Bodensee-Oberschwabe des NABU e.V. in gewissen Abständen den Keller auf das Vorkommen von Fledermäusen. Einzelne Individuen von Langohrfledermäusen (Plecotus spp.) konnten nachgewiesen werden, der Keller wird als Winterquartier genutzt.

Ziele des Projektes

Projektziel war, den Keller, insbesondere den Eingang, als auch die Belüftung Fledermaus gerecht zu gestalten. Der Keller entsprach vor der Maßnahme aus Fledermaussicht einem Habitat geringer Güte. Durch die Maßnahmen wurde ein Zustand dieser Winterlebensstätte von mittlere / hoher Güte erreicht.

Unter artenschutzrechtlicher Begleitung wurde die Betonröhre aus dem Eingangsbereich entfernt, der angrenzende Hang gesichert und ein Tor in die bestehende Wandfassung eingesetzt . Das Tor wurde im oberen Drittel mit einem Stahlgitter geöffnet, um das Ein- und Ausfliegen sowie die Belüftung zu gewährleisten. Ziel ist die Förderung eines optimalen Innenraumklimas. Im Winter soll der Keller frost- und zugluftfrei sein, mit einer hohen Luftfeuchtigkeit.

Um auch Amphibien den Zugang in den Keller und damit das Habitat zu ermöglichen wurde das Eingangstor auch auf der Bodenebene durch einen Spalt / Ausschnitt offengehalten.

Im Innenbereich gab es wenige fledermausfreundliche Strukturen, die Unterschlupf und Hangmöglichkeiten bieten. Die Fugen sind glatt, es gibt kaum Unebenheiten in den Wänden sowie an der Decke. Im Zuge der Maßnahmen wurden Spaltenquartiere und Hangplätze durch das Anbringen entsprechender Elemente geschaffen. So wurden z.B. spezielle Hangsteine (z.B. Hohlblocksteine, Fledermausgewölbesteine etc.) angebracht.

Privates Engagement gewürdigt

Die LEADER-Aktionsgruppe wählte das Projekt in der Sitzung im März 2021 aus, siehe Auswahlsitzung. Sie würdigt damit nicht zuletzt das vorbildliche Engagement des privaten Gewölbekeller-Besitzers Egon Müller, der sein Privateigentum im Sinne des Naturschutzes und einer Verbesserung der Biodiversität mit viel Eigenengagement und finanziellem Aufwand ausgebaut hat und entsprechend weiter den Fledermäusen zur Verfügung stellt.