Kunst am Giebel in Rottenacker

Eigentlich war das ganze so nicht vorgesehen. Der Giebel des über hundert Jahre alten ehemaligen Bauernhauses an der Hauptstraße in Rottenacker, war nahezu vollständig mit Efeu bewachsen und schon in diesem "Zustand" ein Blickfang. Dieses charakteristische Gebäude, welches ursprünglich aus einer landwirtschaftlichen Scheune und einer Schreinerwerkstatt neben dem Wohnbereich bestand, wird aktuell mit neuem Leben gefüllt. Bereits vor zwei Jahren bewarb sich der Besitzer des Häuschen mit seiner Idee um eine LEADER-Förderung. In die ehemalige Werkstatt soll eine stilgerechte Unterkunft primär für Touristinnen und Touristen des Donau-Radwegs, welcher direkt am Haus vorbei führt, eingerichtet werden. Die alte Scheune soll zum Gemeinschaftsraum mit integriertem Kiosk umgebaut werden. Mit dieser Projektidee, die in all ihren Details sehr gut zu den Zielen der LEADER-Aktionsgruppe Oberschwaben passt, konnte Stephan Ott die Mitglieder des Auswahlausschusses überzeugen und bekam einen positiven Beschluss.

Nun läuft die Umsetzung schon seit zwei Jahren und natürlich verstecken sich in einem solch historischen Gebäude jede Menge Überraschungen, die erst zu Tage treten, wenn man einen Blick unter die Oberflächen wirft. So auch beim Giebel. Im Rahmen der Bauarbeiten zeigte sich, dass Stabilisierungsmaßnahmen notwendig seien und der Efeubewuchs weichen müsse. So prahlte dann eine große, fensterlose weiße Fläche den vorbeiziehenden Menschen entgegen.

So kann das nicht bleiben, dachte sie Stephan Ott und hatte eine spannende Idee...

Eine Idee ist geboren

Die Idee war geboren: aus dem gesamten Giebel soll ein Kunstwerk entstehen! Dieses sollte Nachhaltigkeit, Regionalität und Natur darstellen. Von dem Gedanken begeistert war auch Paul Keßler vom Unternehmen System Sonne GmbH. Da war auch schon die nächste Idee geboren: wer könnte das nicht besser umsetzen, als junge Künstlerinnen und Künstler unter Anleitung eines erfahrenen Künstlers, wie Hansjörg Eder aus Riedlingen.

Einziges großes Fragezeichen war die Möglichkeit der Finanzierung.

 

Kunst und Kultur - seit vielen Jahren ein Schwerpunkt

Gut, dass es seit 2019 die Möglichkeit gibt, sogenannte kleine Projekte finanziell mit Mitteln des Bundes, Landes und der LEADER-Aktionsgruppe unterstützen zu dürfen. Hauptbedingungen sind, die Kosten dürfen 20.000 € Netto-Kosten nicht übersteigen und das Projekt muss den Zielen des Regionalen Entwicklungskonzeptes entsprechen. So hat sich das Unternehmen System Sonne GmbH als Projektpate um eine Förderung für "Kunst am Giebel" beworben.

Kunst und Kultur sind bereits seit vielen Jahren ein wichtiger Schwerpunkt der LEADER-Aktionsgruppe Oberschwaben. Vor allem die Förderung junger Menschen unterstützen die Mitglieder des Auswahlausschusses nach Kräften. So konnte das Projekt punkten und eine Förderzusage für das Jahr 2021 erhalten.

 

Bilder an der Wand - nichts Neues! Oder doch?

Nach der Förderzusage stand die Planung schnell: In zwei Abschnitten soll umgesetzt werden. In der ersten Phase erfolgt die Planung und Vorbereitung, in der zweiten die Umsetzung am Giebel.

Aber was ist denn grundlegend das Besondere? Denn Wandgemälde sind nun erstmal nichts Neues. Aber ein Wandgemälde an einer künftigen Radlerunterkunft, welches tiefgründige Botschaften aussenden möchte ist nun doch eher ungewöhnlich. Stephan Ott beschreibt schon den "Arbeitsprozess als Gesamtkunstwerk aus Gruppendynamik und Individualität. Zwar hat jeder seinen eigenen Schwerpunkt, jedoch durften die einzelnen Bestandteile nicht losgelöst voneinander auf der Hauswand erscheinen, sondern mussten zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt werden." Der gesamte Prozess, von den Ideen der Motive, der Umsetzung und dann der Übertragung an den Giebel war mit viel Experimentieren, Überlegen, Kennenlernen verbunden. So wurde z.B. das Sperberhuhn, welches im Kunstwerk seinen Platz auf dem Gepäckträger des Fahrrades finden sollte, auf einem Hof in der Nähe in seiner Lebendigkeit kennengelernt und studiert. Aber auch andere Wandgemälde in der Umgebung wurden besichtigt um damit knifflige Herausforderungen des eigenen Vorhabens betreffend, lösen zu können.

Es wurde skizziert, übertragen, Perspektiven gewechselt, ausprobiert und vieles mehr.

Ein schönes "buntes" Projekt

Die LEADER-Aktionsgruppe freut sich sehr, dass sie dieses Projekt unterstützen durfte.

Auch in der Presse hat das "Kunstwerk" Aufmerksamkeit erhalten.

Den Artikel des Ehinger Tagblattes gibt es hier LINK

Den der Schwäbischen Zeitung gibt es hier LINK

Und ein Bild des vollendeten Kunstwerks darf natürlich auch nicht fehlen, wobei klar empfohlen ist, selbst vorbei zu schauen und mit Neugier und Freude das Gesamtwerk auf sich wirken zu lassen.