Bingen erfreut sich am Denkmal Johannes Schreck

Am 11. Mai sollte die feierliche Einweihung stattfinden

Am 11. Mai jährte sich der Todestag von Johannes Schreck. Der Tag wäre Anlass gewesen, das neue Denkmal unterhalb der Kirche in der Gemeinde Bingen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Vereinsvorsitzende Tillo Brükner, der bei der Eröffnung des historischen Wasserrades, wie es sich für so ein Kooperationsprojekt von Bürger*innen und Gemeinde gehört, noch ein richtiges Dorffest organisiert hatte, muss sich nun auf geschriebene Worte beschränken:

Dazu hätten wir viele Gäste erwartet.

Wir hätten interessante Grußworte und Reden gehört.

Wir hätten die chinesischen Schriftzeichen übersetzt.

Wir hätten die verschlungenen Drachen im Kopfteil des Steins erklärt bekommen.

Wir hätten …

Leider kann das alles in diesem Jahr nicht stattfinden. Eine Pandemie, die in China ihren Ursprung hat, verhindert derzeit jede Zusammenkunft. Deshalb laden wir alle ein, uns ... an den großen Sohn unserer Gemeinde zu erinnern. Er war in Europa ein geachteter Mann und in China als Kalenderreformer bis heute sehr hoch geschätzt. Die  Gedenkstätte an seinem Geburtsort Bingen ist jetzt fertiggestellt und kann der Öffentlichkeit übergeben werden. Das soll hiermit geschehen. Vielleicht bietet sich in den kommenden Tagen ein kleiner Spaziergang dorthin an.  Der Platz liegt am verlängerten Schreckweg, der sich vom Kinderhaus Abenteuerland an der Egelfinger Straße, an der Grundschule vorbei, unterhalb der südlichen Friedhofsmauer bis zum Pfarrgemeindehaus erstreckt. Seit wenigen Tagen weisen auch Schilder auf das Denkmal hin.

So ein Tag bietet Gelegenheit für eine Rückschau. Während des Schreckjahres 2011 kam in Bingen der Wunsch auf, für den Gelehrten und Chinamissionar ein Denkmal zu errichten. Verschiedene Orte wurden erwogen, bis schlussendlich die Entscheidung für den Platz am Südzugang zu Kirche bzw. Friedhof fiel. Die Finanzierung (Voranschlag: 22.000 Euro) war für den verantwortlichen Förderverein Heimatpflege zunächst ein zu großer Brocken. Als die LEADER-Aktionsgruppe Oberschwaben einen Zuschuss in Höhe von ca. 50 % der Kosten signalisierte, konnte mit dem Bau begonnen werden. An dieser Stelle danken wir Herrn Vorsitzender Henne und Herrn Geschäftsführer Frank von der LEADER-Gruppe für die tatkräftige Unterstützung des Vorhabens. Herzlichen Dank auch an weitere Sponsoren, ohne deren Hilfe der Bau nicht möglich gewesen wäre:  Gemeinde Bingen, Pfarrgemeinde Bingen, OEW-Landratsamt Sigmaringen, Lotto-Toto GmbH Baden-Württemberg, Hans-Schwörer-Stiftung, Stadtwerke Sigmaringen, Sparkassenstiftung Sigmaringen und Volksbank Bad Saulgau.

Der Gedenkstein ist eine Replik seines Grabsteines auf dem Friedhof der Missionare in Peking.

Unser Stein ist ein gelblicher Udalfanger Sandstein (aus der Eifel), der vom Steinmetzmeister Christoph Stauss ausgearbeitet wurde. Die Texte auf dem Mittelteil (Chinesisch und Latein) stammen von einem Abrieb an der originalen Fläche. Für die Drachen im Kopfteil konnte Stauss auf Detailfotos von Professor Yu Sanle aus Peking zurückgreifen. Interessant ist zu beobachten, wie sich hier vier Drachen ineinander verschlingen. Die Köpfe (Augen, Nase, Mund) schauen rechts und links aus den Schmalseiten, während je zwei Schwanzenden vorne und hinten geheimnisvolle Symbole halten. Die Rücken der Drachen wiederum sind an der oberen Seite gut zu unterscheiden.

Die Stützmauer wurde vom Förderverein Heimatpflege in Eigenleistung erstellt. Dafür wurden 98 Arbeitsstunden erbracht. Dank an die Mitarbeiter. Der Verein sorgte ebenfalls für die Befüllung mit Erde und die Bepflanzung. Eine Infotafel erklärt alles Wissenswerte der Stele. Vor der Mauer steht eine Sitzbank, die zu einer Rast mit schönem Ausblick einlädt.

LEADER gratuliert zum zweiten historischen Denkmal

LEADER-Oberschwaben gratuliert zur Umsetzung und Fertigstellung trotz Pandemie-Zeit. Bleibt zu wünschen, dass die Bürger*innen von Bingen beim neuen Denkmal Johannes Schreck bald ein ebenso schönes Fest machen können, wie bei der Einweihung des ersten Denkmals, dem historischen Wasserrad im Mai 2019, siehe Bericht.